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Die Geschichte von den Schlossfräulein

Die Geister der Schlosfräulein sind eine der bekanntesten Geschichten aus Aldingen. Wenngleich es in manchen Versionen der Sage auch nur ein einzelnes Fräulein ist. Doch ob ein einzelner Geist oder viele: Es steckt viel Wahres in dieser Mär.

Industriegebiet Aldingen - wo einst die Schlossfräulein spukten
Industriegebiet Aldingen - wo einst die Schlossfräulein spukten

Beim Klingelbrunnen auf der anderen Neckarseite stand einst ein Schloss, so geht die Sage. Dort auf den Neckarwiesen habe man ab und an zur nächtlichen Stunde im Mondenschein die Geister der Schlossfräulein sehen können. Die Damen waren dann meist damit beschäftigt, die Wäsche aufzuhängen. Wann immer man sich ihnen näherte, haben sie sich jedoch in Luft aufgelöst. Doch eines war den Aldingern von einst klar: Wenn man die Schlossfräulein beobachten konnte, dann würde sich das Wetter ändern. Oder wie sie es damals als gute Schwaben formulierten: D'Schlossfräulein hent Wäsch' ufghengt. S'gibt ander Wetter.

 

Soweit so gut. Wie sieht es mit den Fakten aus?

 

Schon im 19. Jahrhundert wusste man: Die Überreste des vermeintlichen Schlosses gingen eigentlich auf einen alten römischen Gutshof zurück, eine sogenannte villa rustica - im Grunde genommen also eher ein großer Bauernhof als ein Schloss. Doch muss man natürlich eingestehen, dass auf die Menschen des Mittelalters und der frühen Neuzeit die wenn auch spärlichen Überreste römischer Bauten in massiver Steinbauweise sicherlich beeindruckend und für ihre Phantasie beflügelnd waren. Waren sie doch eher Häuser aus Holz und Lehm gewohnt. Nur der Adel und vergleichbare Honoratioren lebten in Häusern aus Stein. Soweit zum wahren Kern der Geschichte.

 

Wer heute den angeblichen Standort des "Schlosses"  aufsucht, wird allerdings nichts vom alten Charme dieser Sage wiederfinden: Vielmehr findet man dort das Aldinger Industriegebiet. Lediglich der Straßenname "Klingelbrunnenweg" läßt aufhorchen und schafft eine Verbindung zu den Schlossfräulein.

 

Aber auch der Teil der Geschichte, dass sich die Schlossfräulein beim Näherkommen in Luft auflösten, ist plausibel: Denn meiner persönlichen Theorie zufolge sahen die Leute Nebelschwaden über dem Neckar bzw. den Neckarwiesen hängen. In die ihre Phantasie dann den Rest hineindeutete. Wenn man den Nebelschwaden also zu nahe kam.... ich denke ich muss das nicht weiter ausführen. Und damit sind wir auch beim letzten Punkt der Sage: Das Phänomen der Schlossfräulein schien ja mit dem Wetter zusammen zu hängen (S'gibt ander Wetter), womit ich meine Nebel-Theorie bestätigt sehe.

 

Das heißt, in dieser kurzen Sage steckt unglaublich viel Wahrheit - und zudem großer Nutzen für unsere Vorfahren, die ohne Wetter-App auf den Smartphones auskommen mussten. Daher kann man über den winzigen Märchenanteil (die Geister) hinwegsehen und als Fazit eines Faktenchecks verkünden: Diese Geschichte ist voll und ganz wahr!

 

 

Oder will das jemand anzweifeln?


 

gez. P.M.E.

 

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