's Gomperle

Das Lise-Meitner-Gymnasium der Stadt Remseck am Neckar liegt am Rand des Remsecker Ortsteils Aldingen. Zum Gebäudekomplex gehört auch die Sporthalle Regental und das Stadion im Regental. Doch früher sprachen alle vom Gomperle!        Warum das?

's Gomperle - Heimat des Lise-Meitner-Gymnasiums der Stadt Remseck am Neckar - Ortsteil Aldingen
's Gomperle - Heimat des Lise-Meitner-Gymnasiums der Stadt Remseck am Neckar

In meinem Beitrag über den Aldinger Dreckberg habe ich mich bereits darüber geäußert, dass sich hier beim Regental einst die Grenze zwischen Aldingen und Neckargröningen befand (und streng genommen auch noch immer befindet). Das Regental selbst wurde aber zum Teil zum Dreckberg aufgeschüttet und das kleine Tal damit zumindest Stellenweise in einen Hügel verwandelt.

 

Den Schulkomplex wiederum hat man damals auch ganz bewusst hier auf der Gemarkungsgrenze von Neckargröningen und Aldingen errichtet. Denn anders als die heutige Stadtverwaltung - welche die Mitte von Remseck nur am Zusammenfluss von Rems und Neckar zu erkennen glaubt - ging man damals davon aus, dass sich hier der für alle Schüler am Besten zu erreichende Punkt jener Gemeinde befinden würde, die damals noch nicht einmal gegründet war. Denn dieses Schulzentrum ab dem Jahr 1971 zu errichten, war eines der ersten Gemeinschaftsprojekte jener Orte, die sich wenige Jahre später zu Remseck zusammen schlossen. Auch wenn die Schule wirklich kein schönes Gebäude ist - vielmehr ein potthäßliches - so ist sie mit diesem Hintergrund doch auch ein Monument für die Geschichte Remsecks. Ein Beispiel dafür, was man durch Zusammenarbeit erreichen kann - wenn man denn nur will.

 

Was aber hat es nun mit dem Namen Gomperle auf sich?

 

Genau wie 'Regental' war 'Gomperle' ein Flurname, diente also vor allem zu Zeiten landwirtschaftlicher Nutzung sozusagen als Adresse. Die genauen grenzen der Flur kenne ich nicht. Doch rund um Schule und Sporthalle befand sich das Gebiet dieses Namens. Und Mitte der 80er Jahre, als meine Schulzeit auf dem Gomperle begann, war das im Bewustsein der Remsecker offenbar noch so tief verwurzelt, dass buchstäblich jeder die Schule und vor allem die Sporthalle als 's Gomperle bezeichnete. Das Stadion gab es damals noch nicht und auch der Dreckberg war noch weit davon entfernt der grüne Hügel zu sein, den wir heute kennen.

 

Der Gebäudekomplex von Schule und Sporthalle nannte sich damals eigentlich "Bildungszentrum Rems-Neckar" - ein sperriger Name, der natürlich in der Umgangssprache nie eine Konkurrenz für's Gomperle war. Auch beherbegte das Gomperle ursprünglich nicht nur eine einzelne Schule. Tatsächlich waren dort anfangs die damals noch namenlose Realschule Remseck zusammen mit der ebenfalls noch namenlosen Hauptschule untergebracht. Ab Mitte der 80er Jahre teilte sich die Hauptschule das Gebäude mit dem anfangs ebenfalls noch namenlosen Remsecker Gymnasium.

 

Später zog die Hauptschule aus und es befand sich eine Außestelle der Aldinger Grundschule im Gomperle. Heute aber ist das Gymnasium alleiniger Nutzer des einstigen "Bildungszentrums Rems-Neckar".

 

Mit diesem ganzen Hin und Her und der Nutzung des Gebäudekomplexes durch mehrere Schulen blieb die umgangsprachliche Bezeichnung Gomperle im Prinzip alternativlos. Das änderte sich erst als Ende der 80er Jahre die Gemeinde Remseck Namen für ihre drei weiterführenden Schulen suchte. Ungefähr zu dieser Zeit wurde hinter der Schule auch ein weiterer Teil des Regentals aufgeschüttet und dort das heutige Stadion im Regental errichtet. Hier folgte man bei der Namensgebung einem einfachen Prinzip: Man nutzte den althergebrachten Namen auch für das neue Stadion. Warum dieses Prinzip nicht auch auf andere Bereiche angewandt wurde? Das wissen wohl allein die damaligen Mitarbeiter der Gemeindeveraltung.

 

 Bei der Namenssuche für das Gymnasium legte man jedenfalls andere Kriterien an. Es sollte eine naturwissenschaftliche Person sein, es sollte jemand mit einer Beziehung zu Remseck sein und es sollte idealerweise eine Frau sein, weil es schon so viele Schulen gab, die nach Männern benannt wurden. Lise Meitner machte schließlich das Rennen. 1990 wurde die Schule nach ihr benannt. Wer sich jetzt anfängt zu überlegen, was die berühmte Physikerin mit Remseck zu tun hat.... buchstäblich gar nichts. Aber da kein Mensch alle drei Kriterien erfüllte, hat man in der Hinsicht Abstriche gemacht. Der Vorschlag die Tradition zu wahren und das Gymnasium auch offiziell Gomperle zu nennen, wurde damals von Seiten der Gemeinde wohl nie richtig ernst genommen.

 

Nun aber stand der Name Lise-Meitner-Gymnasium - oder abgekürt LMG - in Konkurrenz zum Gomperle und spätestens als das Gymnasium alleiniger Nutzer des Bildungszentrums wurde, verdrängte das Kürzel LMG den althergebrachten Namen Gomperle. Bei der Sporthalle wiederum hielt sich die Bennenung als Gomperle etwas länger, ist heute aber auch nur noch wenigen im Bewustsein. Wann die Sporthalle genau in "Sporthalle Regental" umbenannt wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. Allerdings finde ich es persönlich zutiefst schade, dass man den althergebrachte Namen Gomperle nicht wenigstens im Namen der Sporthalle erhalten hat.

 

Doch auch wenn immer weniger Remsecker mich verstehen: Für mich bleibt dieser häßliche und doch so vertraute und heimatliche Gebäudekomplex auf alle Zeiten 's Gomperle.

 

 

Gez. P.M.E.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0